basta sfrati


Andrea Giuseppe Corciulo «Basta Sfratti»
Gruppenaustellung: Umbruch 10.- 15. September 2024

Ausstellungstitel: „Basta Sfratti“ – (ital. „Keine Räumungen mehr“),
Medien: Sprayfarben, Fotodruck auf PVC-Blache

Die Installation „Basta Sfratti“ behandelt das Spannungsfeld zwischen Vandalismus und Kunst, zwischen Zerstörung und Kreation. Der gesamte Wohnraum wird zur Leinwand: Wände, Böden und Decken werden Teil einer improvisierten, aber zugleich präzise durchdachten Sprayzeichnung, die sich über die gesamte Wohnung erstreckt. Die Linien der Zeichnung fliessen ungehindert durch die Räume und erschaffen eine rohe, neue Realität.

Stilistisch greift die Arbeit illegale Sprayarbeiten und Graffitis auf, die im öffentlichen Raum häufig als Verschandelung der Architektur betrachtet werden. Diese visuelle Sprache, die oft als störend wahrgenommen wird, wird bewusst in die Wohnung geholt und als Kunstform neu interpretiert. Die Installation bewegt sich auf der Schwelle zwischen Vandalismus und künstlerischem Ausdruck, wobei die Grenze dieser beiden Bereiche gezielt hinterfragt und verschoben wird.

Ein zentrales Element der Installation ist der Eindruck, dass die Sprayarbeiten von verschiedenen Personen stammen. Dadurch entsteht eine Vielfalt an Stilen und Herangehensweisen, die aufeinanderprallen und sich gleichzeitig zu einem kohärenten Ganzen fügen. Dies schafft eine Art künstlerische Anarchie, die von der Vielstimmigkeit der Teilnehmer geprägt ist.

Die Arbeit stellt grundlegende Fragen zur Kunst: Was ist Kunst? Wo endet Kunst und wo beginnt Vandalismus? Wann wird Kunst zur Belastung? Die Ausstellung spielt bewusst mit diesen Fragen und der Wahrnehmung von Kunst im privaten versus öffentlichen Raum. Während Graffiti im öffentlichen Raum oft als störend empfunden wird, wird es im privaten Raum als ästhetischer Eingriff verstanden, der sowohl bereichert als auch herausfordert.

Elemente und Materialien:
Die Installation besteht aus zwei sich ergänzenden Komponenten:

Sprayzeichnungen vor Ort:
Die direkt in der Wohnung entstandenen Sprayarbeiten entwickeln sich über mehrere Tage hinweg. Diese improvisierten Werke zeichnen sich durch ihre rohe Spontaneität aus und besetzen den Raum vollständig.

Schwarz-Weiss-Fotografien:
Parallel dazu werden Schwarz-Weiss-Fotografien aus der Serie „Am Wegrand“ in die Ausstellung integriert. Diese über mehrere Jahre hinweg entstandenen Fotografien zeigen unbeachtete Orte im öffentlichen Raum und werden teilweise durch Sprayzeichnungen ergänzt, um einen Dialog zwischen den beiden Medien zu schaffen.

Die Ausstellung versteht sich als eine performative Installation, die das Besetzen von Räumen und den Protest gegen Räumungen thematisiert. „Basta Sfratti“ – Keine Räumungen mehr – ist ein Aufruf gegen die Verdrängung von Menschen und Gemeinschaften aus ihren Räumen und ein symbolischer Akt des Widerstands gegen das Verschwinden von Subkulturen in einer zunehmend reglementierten Welt.

Durch die Verbindung von spontan entstandener Spraykunst und langjährig entwickelter Fotografie wird eine Dynamik zwischen Zerstörung und Schöpfung erzeugt, die den Betrachter dazu anregt, über die Grenzen und die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst nachzudenken. 

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